Markus Michael Zech
Prof. Dr. M. Michael Zech, *1957 in München.
Waldorflehrer, seit 1992 national und international Dozent für Waldorfpädagogik, Geschichte und Literatur.
Seit 1998 Beirat der Pädagogischen Forschungsstelle im Bund der Freien Waldorfschulen. 2001 – 2006 Geschäftsführer und Schulberater für die Internationale Assoziation für Waldorfpädagogik in Mittel- und Osteuropa (IAO).
Ab 2006 leitend am Lehrerseminar für Waldorfpädagogik in Kassel.
Seit 2009 Mitglied im Haager Kreis - Internationalen Konferenz der waldorfpädagogischen Bewegung.
2012 Promotion (Geschichtsunterricht an Waldorfschulen) an der Georg-August-Universität in Göttingen.
2013 Juniorprofessor für Didaktik der Geschichte, 2018 Professor für Kulturwissenschaften und ihre Didaktik an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Bonn/ Alfter. Leiter des kulturwissenschaftlichen Bereichs des An-Instituts für Fachdidaktik in Kassel.
Publikationen bei der Pädagogischen Forschungsstelle
FAUST lesen
Beziehungskunst
Geschichte – Mittelstufe. Die Entstehung der modernen Zivilisation
Zugänge zur Allgemeinen Menschenkunde Rudolf Steiners
History in Waldorf Schools
Aufbruch in die Welt
Handbuch
Jugendpädagogik in der Waldorfschule
Weitere Publikationen (Exemplarisch)
Der Geschichtsunterricht an Waldorfschulen
Fast 90.000 Schüler werden gegenwärtig in Deutschland an Waldorfschulen nach einem Geschichtslehrplan unterrichtet, der sich als Alternative zu den Curricula der Regelschulen versteht. Was aber leistet dieser welt- und kulturgeschichtlich orientierte Lehrplan mit seiner über 90jährigen Tradition im Zeitalter der Globalisierung? Wie verhält sich dieser Ansatz zu den modernen Bildungsanforderungen? Diesen Fragen geht der Autor in seiner Untersuchung nach, indem er das Konzept für den…
Forschungsprojekte
Mit der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, das Konzept des Geschichtsunterrichts an Waldorfschulen in Beziehung zum aktuellen geschichtsdidaktischen
Diskurs zu setzen. Diesem Unternehmen liegt die These zugrunde, dass unsere Lebenswelt heute maßgeblich durch Interkulturalität und Globalisierung geprägt ist. Insofern kann historische Orientierung sich noch weniger als früher auf den Nahraum beschränken, sondern muss die Vielartigkeit menschlicher Kulturen sowohl im zeitlichen Verlauf als auch in ihrem Nebeneinander potentiell mit einschließen. Die damit verbundene Anforderung, Kulturen weltweit in ihren historischen Dimensionen erschließen zu können, korrespondiert unseres Erachtens mit einem kompetenzorientierten Bildungsverständnis, weil Geschichte weniger denn je enzyklopädisch zu bewältigen ist, sondern nur durch die schulisch geförderte Entwicklung historischen Denkens, also durch den Aufbau historischer Kompetenz. Im geschichtsdidaktischen Diskurs um Kompetenzorientierung (und Bildungsstandards) wird die domänenspezifische Kompetenzdefinition aus den Bedingungen eines differenzierten und reflektierten Geschichtsbewusstseins abgeleitet. Dieser Zentralterminus der modernen Geschichtsdidaktik ist Ausgang und Anschlussstelle des Diskurses um Kompetenzdefinitionen. Der geschichtsdidaktische Diskurs um weltgeschichtliche Perspektivierung des Geschichtsunterrichts – mir scheint es sinnvoller von seiner Dimensionierung zu sprechen – wird einerseits mit den Orientierungsbedürfnissen in der global vernetzten Welt sowie den zunehmend supranationalen, also Völker übergreifenden politischen und ökonomischen Strukturen, andererseits mit den interkulturellen Nahbedingungen begründet. Sie erfordern die Notwendigkeit, Selbst- und Fremdverstehen dialogisch aufeinander zu beziehen, damit aber andere Denk- und Lebensweisen erschließen und in ihrer Eigenart achten zu können. Dieser Diskurs wird von den an ihm beteiligten Geschichtsdidaktikern aktuell sowohl auf die Erkenntnisse zur Bedeutung von Geschichtsbewusstsein als auch auf den Diskurs um Kompetenzbildung und Standardorientierung bezogen.
Für diese Arbeit bedeutet dies, die hier angesprochenen Felder der Geschichtsdidaktik in Verhältnis zum Unterrichtskonzept für Geschichte an den Waldorfschulen zu setzen, wobei dies mit einschließt, die Prinzipien des spezifischen Erziehungsansatzes der Waldorfschulen mit zu berücksichtigen, denn nur so kann die zentrale Bedeutung, die dem Geschichtsunterricht im Bildungskonzept der Waldorfpädagogik zukommt, in diese Untersuchung einbezogen werden. Da hier erstmals der Versuch unternommen wird, den Lehrgang bzw. Lehrplan für Geschichte im geschichtsdidaktischen Diskurs zu verorten, muss der Untersuchungsgegenstand selbst sowohl in historischer Dimension als auch in seiner Einordnung in das erzieherische Gesamtkonzept der Waldorfpädagogik differenziert erschlossen werden.
Das Forschungsvorhaben befasst sich mit der Jugendanthropologie und –psychologie, die Rudolf Steiner im Rahmen seiner anthroposophischen Schriften und Vorträge, aber vor allem in den Vorträgen zur Waldorfpädagogik, entworfen und entwickelt hat. Es soll die mit verschiedenen Ansätzen und Zielen geleistete Forschungsarbeit zur Jugendpädagogik Steiners der letzten 30 Jahre aufgegriffen sowie der Entstehungskontext und die Intentionen von Steiners jugendpädagogischen Vorträgen und Texten entschlüsselt werden.