Walter Hutter
geb. 1964. Studium der Mathematik, Physik und Philosophie in Stuttgart und Tübingen, Promotion in Mathematik (Eberhard-Karls-Universität Tübingen). Oberstufenlehrer für Mathematik und Physik an der Freien Waldorfschule Gutenhalde, seit 2009 Professor für Didaktik der Mathematik und Physik an der Freien Hochschule Stuttgart.
Publikationen bei der Pädagogischen Forschungsstelle
Mathematikthemen für die 12. Klasse (Band 1)
Zugänge zur Allgemeinen Menschenkunde Rudolf Steiners
Topics in Mathematics for the 12th Grade (volume 1)
Mathematik, Physik und Geisteswissenschaft
Weitere Publikationen (Exemplarisch)
Identitätsbildung
Wittgenstein hat die Existenz der Identität für nichtig erklärt. Jeder Mensch entwirft ihm gemäße Identitäten, so dass die Identitätsfrage mit der Fähigkeit des Subjekts korrespondiert, im Spannungsfeld von Identifikation und Anderssein tätig zu werden. Was ist jedoch die Quelle der menschlichen Aktivitäten, die den Identitätsmodellen zugrunde liegt? Woran kann der Mensch lernen, dass er Widersprüche einordnen und verarbeiten, Fragmentierungen akzeptieren, Brüche aushalten kann?
Forschungsprojekte
Das Ich [als Kern der eigenen Identität] erscheint als zentrale Quelle des Lernens. Die Frage nach der Wesenheit des alles leistenden Ichs ist gleichwohl problematisch. Das Kind als Akteur seiner Entwicklung erweitert zwar lernend seine subjektiven Erfahrungsmöglichkeiten. Die intrinsische Motivation dafür wird jedoch in den aktuellen Diskussionen weitestgehend abgelehnt. Dennoch kann die eigentümliche Präsenz des menschlichen Selbst bezüglich identitätsbildender Kernorientierungen nicht bei Seite gelassen werden. Die Aufgaben, die die Welt stellt, sind auch Aufgaben, die sich der Mensch selbst geschaffen hat. Der Resilienzbegriff (Annehmen von Herausforderungen, Verbindlichkeit) wurde in diesem Zusammenhang auch näher unterstucht.
Anhand von Gesichtspunkten zum Mathematik- und Physikunterricht wird diskutiert, ob der heute im Schulsystem vorherrschenden Legitimation des äußerlich Nützlichen als Lernmotivation auf schöpferischer Ebene etwas entgegengestellt werden kann. Ästhetik, Evidenz und das Schöne sind Wirksamkeitsumgebungen um ihrer selbst Willen. Sie brauchen uns Menschen, um erkannt bzw. gegenwärtig zu werden. Bei der Betrachtung des Schönen wälzen wir, als Grundlage der Freiheit zum eigenen Urteil, den Zweck aus uns in den Gegenstand selbst zurück. Wir betrachten ihn als etwas in sich selbst Vollendetes, das ein Ganzes ausmacht. In diesem Zusammenhang befragt der Text das Jugendalter als herausragende
Lebens- und Lernphase. Für die Entwicklung von den noch nicht isolierten und innerlich scharfen Wahrnehmungen beim Kleinkind zum ganzheitlich konturierten Welterleben des Erwachsenen ist entscheidend, ob die Erkenntnisinhalte in der ständigen Wechselwirkung von Entwurf und Bestätigung oder Widerlegung den tätigen Menschen innerlich ansprechen. - Dieses Buch kann, auch wenn es insbesondere an Beispielen aus dem Mathematik und Physikunterricht der Oberstufe seine Fragen stellt, jedem Lehrer helfen seinen Standpunkt in Bezug auf methodische, didaktische und unterrichtsstoffbezogene Fragen neu zu bedenken.
Im Zusammenhang mit dem Jahr 2019 – 100 Jahre Waldorfpädagogik – soll eine Publikation erscheinen, welche die akademische Auseinander-setzung mit den wissenschaftlichen Disziplinen bzw. Fächern, die in der Waldorfpädagogik unterrichtet werden, betrifft. Für die einzelnen Disziplinen ist ein exemplarisches Vorgehen geplant, welches einen kurzen Rückblick in die 1920er beinhaltet und schwerpunktmäßig die Entwicklungen der letzten Jahre umfasst.