Journal für Waldorfpädagogik 07 - Juli 2024

Autoren: | Seitenanzahl: 132
Verlag: Bund der Feien Waldorfschulen

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»Generation Angst« – Das ist der Titel eines kürzlich erschienenen Buches des US-amerikanischen Sozialpsychologen Jonathan Haidt. Mit dieser Bezeichnung charakterisiert der Autor die erste Jugendgeneration, deren gesamte Pubertät bereits vom Smartphone bestimmt war und die in einer fast durchgehend digitalisierten Welt aufgewachsen ist. Auf der Grundlage umfangreichen, weltweit gesammelten Datenmaterials kommt Haidt zu dem Schluss, dass das beunruhigende Anwachsen von Depressionen und Angsterkrankungen bei jungen Menschen weltweit in einem kausalen Zusammenhang stehe mit der täglichen stundenlangen Interaktion mit digitalen Medien, insbesondere auf Social-Media-Plattformen. Haidt sieht neben den Eltern insbesondere die Schulen in der Pflicht, Kinder und Jugendliche nicht nur vor dem exzessiven Konsum digitaler Medieninhalte und dem Abdriften in virtuelle Welten zu schützen, sondern ihnen auch Angebote zu machen, die ihnen eine sichere Verankerung in der Welt realer leiblicher Erfahrungen und Handlungsoptionen ermöglicht. Seine Ausführungen lesen sich wie die Aufgabenbeschreibung von gelingender Waldorfpädagogik! Mit dem Realitätsverlust, der durch missbräuchlichen Konsum medialer Bildwelten droht, beschäftigt sich auch der thematische Schwerpunkt dieses Journals: Der Medienpädagoge Edwin Hübner geht in einer Phänomenologie des Bildes den unterschiedlichen Qualitäten von gemalten, fotografischen und computergenerierten Bildern nach und weist auf deren unterschiedliche Wirkungsweisen und auf unterschiedliche, damit einhergehende
pädagogische Herausforderungen hin. Die Gefahr, die darin liegt, dass der Unterschied zwischen virtueller und physischer Realität sich für junge Menschen immer mehr verwischt, stellt Hübner dabei ins Zentrum
seiner pädagogischen Betrachtung und widmet sich davon ausgehend dem realen Welterleben, das nötig ist, um junge Menschen zum zuversichtlichen Ergreifen der Gegenwartsaufgaben zu befähigen.

Möge dieser Themenschwerpunkt und mögen auch die übrigen Beiträge dieser Ausgabe des Journals als Ansporn zum beherzten Ergreifen der Realität in all ihrem Reichtum gelesen werden.

Rita Schumacher, Florian Stille

 

Inhalt

Edwin E. F. Hübner REALITÄTSVERLUST

ZUR WALDORFPÄDAGOGIK

  • Jan Desjepper, Albert Schmelzer Die Bedeutung der Anthroposophie für die  Waldorfpädagogik und die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern
  • Jürgen Brau Geistiges Blicken, herzliches Tasten Meditative Auszeiten im Schulalltag

FACHPÄDAGOGISCHE BEITRÄGE

  • Natalia Plotkina, Frank Steinwachs, Albrecht Hüttig Politsche Narrative in der Landeskunde? Ein Beispiel für problematische Unterrichtsmaterialien im Fach Russisch – Eine Kritik
  • Ben Büttner, Frank Steinwachs Wilhelm Stapel?! Zur Notwendigkeit, die Übersetzung von Wilhelm Stapel nicht mehr im Unterricht zu verwenden, nebst einiger Gründe für die Neuübersetzung des »Parzival«.

LEBENSBILDER

  • Till Ungefug Peter Lampasiak (12. 12. 1928 – 7. 8. 2023)
  • Helmut Weckesser Fritz Kübler (9. 9. 1941 – 2. 11. 2023)
  • Michael Harslem, Hubert Staneker, Birgit Abraham-Schönecker Raymond di Ronco (12. 3. 1953 – 31. 3. 2024)
  • Katharina Lökenhoff Helga Lauten (31. 1. 1937 – 8. 4. 2024)

BUCHBESPRECHUNGEN

  • Carlo Willmann Kultus als spiritueller Weg von Elisabeth von Kügelgen
  • Christian Boettger Renate Riemeck von Albert Vinzens
  • Thomas Nick Menschenbildung durch Musik von Wolfgang Wünsch