Jahrbuch für Goetheanismus 2020
Autoren:
Heinrich Brettschneider,
Manfrid Gädeke,
Bernd Roßlenbroich,
Walther Streffer
| Seitenanzahl: 124
| Preis: 24,00 €
Verlag: Pädagogische Forschungsstelle Stuttgart
|
Auflage: 1. Auflage, 2020
(Hardcover)
Als das Ideal naturwissenschaftlicher Forschung gilt, die Naturgegenstände und deren Eigenschaften, Wechselwirkungen und Entwicklungsgeschichte möglichst objektiv zu erforschen. Wenn sich konkurrierende Forschungskonzepte dabei zu einer Synthese zusammenfinden, können sich wesentliche Fortschritte in der konzeptionellen Entwicklung eines Wissenschaftsbereiches ergeben. B. Rosslenbroich erläutert dies für die Evolutionstheorie und das Organismusverständnis.
J. W. Goethe lehnte jegliches Unterstellen einer Zweckmäßigkeit in der Organik ab und forschte nach der höheren Gesetzmäßigkeit von Lebewesen – dem Typus als innerem, unendlich wandelbarem Bildeprinzip. Dieses bezeichnet man in der Anthroposophie als den Äther- oder Bildekräfteleib der Lebewesen. Goethe erkannte, dass zum Verständnis von Organismenformen auf Kompensations-Beziehungen zu achten sei. Kompensatorisch erklärt M. Gädeke auch die Dornensterne von Kakteen – morphologisch verwandt mit Blüten und der Blattspreite. Dies ersetzt die Auffassung der Kakteendornen als Waffen im „Kampf ums Dasein“.
Während Gefiederpracht und Balzverhalten bei Hühnervögeln kompensatorisch mit abnehmender Brutfürsorge korrelieren und generell bei Vögeln Gesangsvollkommenheit mit dem Geselligkeitsgrad in umgekehrtem Verhältnis stehen, stellt W. Streffer dar, dass sich Gesang und Prachtkleid sowie Gesang und Flugbewegung generell nicht-kompensatorisch verhalten. Einen harmonischen Einklang von Stimmgestaltung und Flugbewegung erreichen dabei nur einige Vögel in ihrem Singflug.
An den Enziangewächsen entdeckte H. Brettschneider im Pflanzenreich erstmals die Durchdringungs-Metamorphose, bei der sich in verschiedenem Ausmaß irdisch-vegetative Spross-Blatt-aufbauende Bildekräfte mit kosmisch-generativen Blüten-Frucht-Bildekräften gegenseitig abschwächend durchdringen. Speziell beim Gelben Enzian drückt sich dies in pharmazeutischer Wirksamkeit darin aus, dass man beim Betrachten der ontogenetischen Entwicklungsprozesse menschlicher Organe auf die organotropen Wirkungen pflanzlicher Sekundärstoffe geführt wird.
INHALTSVERZEICHNIS:
Botanik
HEINRICH BRETTSCHNEIDER:
Die Metamorphose der Enziangewächse. Ein goetheanistischer Beitrag zur rationellen Therapie mit Natursubstanzen
MANFRID GÄDEKE:
Kompensationsphänomene am Kaktus. Evolutionsbiologie
Evolutionsbiologie
BERND ROSSLENBROICH:
Denkweisen in der Biologie – Gegensatz und Synthese am Beispiel von Evolutionstheorie und Organismusbegriff
WALTHER STREFFER:
Über den harmonischen Einklang von Vogelstimme und Flugbewegung – Goethes Kompensationsprinzip und Umgang mit schwierigen Angaben Rudolf Steiners