Schrifteinführung aus dem Formenzeichnen

Untertitel: Praxisbuch
Status: laufend
Startdatum: 01.09.2022
Enddatum: 31.07.2026
Projektträger: Pädagogische Forschungsstelle Stuttgart

1. Beschreibung

Unter dem benannten Titel soll der Versuch dargestellt werden, sowohl Schreibschrift als auch Druckschrift in der 1. Klasse der Waldorfschule unmittelbar aus dem Formenzeichnen einzuführen. Dies war das ursprüngliche Ansinnen Rudolf Steiners. Seine Idee auszuarbeiten bildet unsere grundlegende Inspiration.

Außerdem erscheint uns diese Idee eine zutiefst wünschenswerte Hilfe für die gegenwärtige Situation von Schulkindern. Eine vertiefte Festigung der unteren Sinne, eine erheblich intensivere Arbeit an und mit den graphomotorischen Fähigkeiten von Erstklässlern erscheint daher 100 Jahre, nachdem Rudolf Steiners Vorschlag zugunsten der Schrifteinführung über den „Königsweg“ der „Buchstaben-Bilder“ verlassen wurde, als Zukunftsforderung für die Waldorfpädagogik. Das Schreibenlernen soll vom tänzerischen Bewegen des Schriftstromes in der Klasse, über eine sensible taktile Schulung der Stifthaltung bis zum künstlerischen Üben an einer Fülle von Schreibgrundlagen und -materialien umfassend neu gegriffen werden.

Dergestaltige Versuche wurden und werden, auch von den Antragstellern, bereits vielerorts erprobt. Was fehlt, ist ein Praxisbuch, das einen möglichen didaktischen Weg vorschlägt und vielfältige methodische Anregungen zum eigenständigen Weiterentwickeln für Waldorflehrer*innen bietet.

Das Projekt soll, da es in einem Praxisbuch sein Ziel finden möchte, aus der Praxis der Schrifteinführung in einer 1., dann 2. dann 3. Klasse entwickelt werden. Beginnend konkret in der 1. Klasse der FWS Havelhöhe, Schuljahr 2022/23, Klassenlehrer Kilian Hattstein-Blumenthal. Es soll von pädagogischen, formenzeichnerisch-künstlerischen und lerntherapeutischen Überlegungen getragen sein. Das Projekt wird daher von einem Team aus einer langjährigen Waldorf-Bewegungs- und Lerntherapeutin, einem in Schule und Seminar erfahrenen Formenzeichenkünstler und einem Klassenlehrer im 3. Durchgang gebildet. Sinnvoll erscheint uns ein Projektzeitraum von 4 Jahren (1., 2. und 3. Klasse, gefolgt von Vorbereitung zur Publikation). Angestrebt und erwünscht ist eine externe Begleitung und Evaluation, z.B. durch die Freie Hochschule.

2. Begründung

Die Kinder des Computerzeitalters fehlt zunehmend eine gesunde Leibverbindung. Schreibenlernen, als Bewegungsschulung aufgefasst,  bietet eine Fülle von Möglichkeiten, die Leibverbindung ganzheitlich zu fördern. Außerdem sollten die Kinder des Computerzeitalters so schnell wie möglich lesen lernen, denn sonst verlieren sie wichtige Lebensjahre für den grundlegenden Kulturträger Buch. Der heutigen, multimedial gestressten Kindheit sollte die Schule durch die Stärkung ihrer ureigenen Herausforderungen, wie zum Beispiel dem Schreibenlernen, mit neuem Anspruch und Selbstbewusstsein, aber auch mit  deutlich erhöhtem Problembewusstsein und entsprechenden Förderangeboten zur Seite stehen.

Die beteiligte Bewegungstherapeutin und der beteilige Klassenlehrer haben, unterstützt von einer Eurythmistin, im vorangegangenen Durchgang des letzteren den Versuch einer Schrifteinführung aus dem Formenzeichnen bereits gemacht. Darauf soll, vertiefend und erneuernd, aufgebaut werden.

Angestrebt und unbedingt wünschenswert ist die Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt „Schriftspracherwerb in der Waldorfpädagogik“, laufend seit 1.7.20.