Willkommen auf der Lehrplan-Homepage!
Leserinnen und Leser der 4. Auflage von "Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele - vom Lehrplan der Waldorfschule" finden die Zugangsdaten zu dem Bereich mit den ergänzenden Inhalten im Anhang des Buches auf Seite 701.
«Der ideale Lehrplan muss das sich wandelnde Bild der werdenden Menschennatur auf ihren verschiedenen Altersstufen nachzeichnen, aber wie jedes Ideal steht er der vollen Wirklichkeit des Lebens gegenüber und muss sich dieser einfügen. Zu dieser Wirklichkeit gehört vieles: es gehört zu ihr die Individualität des Lehrers, der einer Klasse gegenübersteht, es gehört zu ihr die Klasse selbst mit der ganzen Eigenart jedes einzelnen Schülers, es gehört zu ihr die weltgeschichtliche Zeit und der bestimmte Ort der Erde mit seinen geltenden Schulgesetzen und Schulbehörden, an dem die Schule steht, die den Lehrplan verwirklichen will. Alle diese Gegebenheiten modifizieren den idealen Lehrplan und fordern Wandlungen und Verständigungen, und die Erziehungsaufgabe, die uns vom Wesen des heranwachsenden Menschen gestellt ist, kann nur gelöst werden, wenn der Lehrplan in sich selbst Beweglichkeit und Bildsamkeit hat.»
C. von Heydebrand, "Vom Lehrplan der Freien Waldorfschule", Stuttgart 1994, S. 11f.
Die Suche nach dem Lehrplan der Waldorfschulen kann sehr unterschiedliche Motivationen haben; entsprechend unterschiedlich sind die Erwartungen gegenüber der Antwort, die Sie von unserer Website erhalten möchten.
Was wir hier nicht bieten, ist hingegen schnell gesagt: Sie finden hier keinen weltweit gültigen Anforderungskatalog für alle Klassenstufen der Waldorfschulen, das haben Sie sicher schon geahnt, als Sie das obige Zitat von Caroline von Heydebrand gelesen haben. Das was allgemein über einen Lehrplan der Waldorfschulen gesagt werden kann, muss an die jeweilige Lebenssituation angepasst werden: So können konkrete Fragen von Eltern am besten von Vertretern der jeweiligen Schule, z. B. vom Klassenlehrer:innen oder Klassenbetreuer:innen beantwortet werden.
Einen allgemeinen Überblick finden Sie auf der Homepage des Bundes der Freien Waldorfschulen.
Die zurzeit aktuellste und umfangreichste Publikation zu diesem Thema ist in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Forschungsstelle entwickelt und von Tobias Richter herausgegeben worden.
In den vergangenen drei Jahren wurde diese Publikation unter Mitarbeit von ca. 80 Fachautoren:innen grundlegend überarbeitet. Die damit 4. Auflage ist jetzt erschienen. Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele - vom Lehrplan der Waldorfschule (4. Auflage 2016)
Jeder Lehrer muss sich mit einem Lehrplan auseinandersetzen. Das gilt in besonderem Maße in der Waldorfschule, wo die Inhalte ganz der Entwicklungssituation des Kindes entsprechen sollen. Insofern gibt dieser Waldorflehrplan nicht nur eine horizontale und vertikale Übersicht, sondern stellt die Inhalte in einen methodischen Zusammenhang, der auf der Grundlage einer Erziehungskunst aufgebaut ist. Der vorliegende Band stellt umfassend Bildungsziele, Methodik und mögliche Unterrichtsinhalte der Waldorfschule dar. Er gibt sowohl eine horizontale Übersicht – die Beschreibung dessen, was in den verschiedenen Altersstufen der Kinder und Jugendlichen unterrichtet wird – als auch eine vertikale Übersicht, die die Inhalte aller Fächer vom ersten bis zum zwölften Schuljahr skizziert. In dem Buch werden der aktuelle Stand der Lehrplanarbeit und die Unterrichtstätigkeit an Waldorfschulen dokumentiert.
(Quelle: Verlag Freies Geistesleben)
Ab der 4. Auflage werden an dieser Stelle ergänzende Inhalte zum Buch bereitgestellt und weiterführende Literatur empfohlen. Leser:innen nutzen bitte das Login-Formular oben auf dieser Seite.
Diese Darstellung ergänzt den Lehrplan der Waldorfschulen um die Frage der Kompetenzen, die sich die Schüler in den verschiedenen Klassenstufen und den einzelnen Fächern aneignen – inhaltlich, methodisch und in sozialer Hinsicht.
Sie ist für alle Waldorflehrer ein unentbehrliches Arbeitsmittel; zugleich ein wichtiger Beitrag in der gegenwärtigen Bildungsdiskussion, in der der Begriff Kompetenzen den letzten Jahren eine wichtige Rolle spielt. Die alten Lehrpläne sollten entrümpelt werden und an die Stelle der inhaltlichen Vorgaben Bildungsstandards und Kompetenzen treten. Auf dieser Grundlage erfolgten die Reformen in den Lehrplänen der Bundesländer.
Vor drei Jahren wurden in der Waldorfschulbewegung bundesweit Kommissionen zur Ausarbeitung einer neuen Sicht des gesamten Waldorfbildungsplans eingerichtet. Der Lehrplan wurde nicht mehr unter dem Gesichtspunkt durchgearbeitet, welche Inhalte in welchem Alter unterrichtet werden sollen, sondern unter der Fragestellung: Welche Entwicklungsaufgaben stellen sich in welchem Alter für die Kinder und Jugendlichen? Und welche Kompetenzen müssen entwickelt werden, um diesen Aufgaben gerecht zu werden?
Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden von Wenzel M. Götte, Peter Loebell und Klaus-Michael Maurer gesichtet, geordnet und übersichtlich dargestellt. Damit können Waldorflehrer ihre Arbeit gezielter auf die altersgemäßen Unterrichts- und Entwicklungsaufgaben ausrichten und im erziehungswissenschaftlichen Diskurs sowie im Gespräch mit Kollegen und Behörden des staatlichen Schulwesens auf konkrete Argumente zurückgreifen.
(Quelle: Verlag Freies Geistesleben)
Ein inzwischen historisches Dokument ist das Büchlein von Caroline von Heydebrand. Sie war selber Waldorflehrerin und hat unter ihren Kolleginnen und Kollegen in der Zeit um1925 zusammengetragen, was diese teilweise noch mit Rudolf Steiner entwickelt hatten.
Caroline von Heydebrands Lehrplan orientiert knapp und übersichtlich über die Inhalte der Waldorfpädagogik. Dabei verzichtet sie bewusst auf umfassende Lehrplanangaben, sondern zeigt exemplarisch, wie die Lerninhalte der jeweiligen Entwicklung des Kindes entsprechen und die einzelnen Fächer ineinandergreifen und sich ergänzen – eine erste Übersicht, auch für Eltern.
(Quelle: Verlag Freies Geistesleben)
Ein anderes historisches Dokument ist das Buch "Angaben Rudolf Steiners für den Waldorfschulunterricht" von Karl Stockmeyer, der bis 1955 viele Äußerungen Rudolf Steiners zur Lehrplan-Thematik zusammentrug und bei der Pädagogischen Forschungsstelle herausbrachte.
In dieser ausführlichen Zusammenschau hat Stockmeyer alle Äußerungen Rudolf Steiners zu Lehrplanfragen vereinigt, vergleicht sie und arbeitet die Hauptlinien heraus. Während der Kurzlehrplan von Caroline von Heydebrand, der im Buchhandel erhältlich ist, mehr kategorischen Charakter hat, findet man hier die Begründung sowie Betrachtungen über gegenseitige Aufhellung von zunächst schwer vereinbaren Lehrplanäußerungen Steiners.
Rudolf Steiner richtete mit Beginn der ersten freien Waldorfschule in Stuttgart im September 1919 den sog. freien Religionsunterricht für all die Schüler:innen ein, die keinen von den Kirchen angebotenen Religionsunterricht besuchten.
Die Bezeichnung „freier christlicher Religionsunterricht“ stammt nicht von Rudolf Steiner. Er sprach in den Lehrerkonferenzen und seinen pädagogischen Vorträgen im In- und Ausland immer vom „freien“, d.h. nicht kirchlich- konfessionell gebundenen Religionsunterricht, zu ihm gehört keine religiöse Gemeinschaft. Dieser Religionsunterricht soll, was aller Unterricht anlegt, noch „religiös vertiefen“: „…man kann durch allen anderen Unterricht ein ganzer Mensch geworden sein – etwas braucht man dann noch,… um diesen ganzen Menschen wiederum in einer allseitigen Weise so in die Welt hineinzustellen, dass er seinem ihm eingeborenen Wesen gemäß in dieser Welt darinnen steht: die religiöse Vertiefung…Das haben wir als eine der bedeutsamsten Aufgaben des Waldorfschul – Prinzips zu erfassen gesucht“ ( GA 307, 15.8.1923 ).
1968 beschloss das Internationale Religionslehrergremium, diesen Unterricht „freien christlichen Religionsunterricht“ zu nennen, da sich damals die Waldorfschulbewegung massiven Angriffen ausgesetzt sah, sie sei „unchristlich“. Inzwischen ist die Situation eine völlig andere. Begriffe wie „Religion“ oder „christlich“ sind oft von vorneherein suspekt, der freie (christliche) Religionsunterricht droht als eine Art Konfession betrachtet zu werden. Das wäre ein großes Missverständnis. R.Steiners Ansatz, einen die Seelen nährenden, der Gemütsvertiefung und Pflege ethisch-sozialer Fähigkeiten dienenden Unterricht einzurichten, war und ist hoch modern. Ebenso der multiperspektivische Ansatz in der Oberstufe und das Kennenlernen aller Weltreligionen. Es geht – so R.Steiner – darum, alle Anlagen im Menschen auszubilden, so auch die religiösen. Das ist auf der ganzen Welt möglich. Deshalb hat sich das Internationale Religionslehrergremium entschlossen, den ursprünglich von Rudolf Steiner eingeführten Namen wieder zu verwenden.
Für das Internationale Religionslehrergremium
Elisabeth von Kügelgen
Lehrplan für den Freien Religionsunterricht (diese Seite ist auch im Lehrplanbereich verfügbar)