Waldorfschulen wollen Humanität im Zeitalter der Technisierung und der Digitalisierung befördern. Waldorfpädagogik steht nicht im Widerspruch zu den technischen und gesellschaftlichen Transformationsprozessen, die mit der Digitalisierung einhergehen, und sie lehnt diese auch nicht ab. Im Gegenteil: Ihre Daseinsberechtigung gründet sich insbesondere auf den pädagogischen Herausforderungen, die durch die neue Welt der Medien und durch die Digitalisierung des Alltags gegeben sind.
Die hier versammelten Artikel geben Einblick in die pädagogische Forschung, wie sie am »von Tessin-Lehrstuhl für Medienpädagogik« an der Freien Hochschule Stuttgart stattfindet. In diesem Arbeitszusammenhang sind die ersten fünf Texte des Themenschwerpunkts entstanden.
Der Aufsatz von Edwin Hübner geht grundlegenden Fragen der Medienpädagogik nach und führt damit in die Thematik ein. Hübner skizziert einen an der kindlichen Entwicklung orientierten medienpädagogischen Ansatz, bei dem Sinnesentwicklung und Leiberfahrung im ersten Jahrsiebt im Vordergrund stehen (indirekte Medienpädagogik), das Kennenlernen und Beherrschen analoger Medientechniken in den ersten Schuljahren stattfinden und erst mit der Pubertät die rezeptive und produktive Auseinandersetzung mit den digitalen Medien erfolgt.
Katinka Penert widmet ihren Aufsatz der Frage, was Waldorfschulen tun können, um Heranwachsenden eine weitgehende Partizipation an dem zunehmend digital geprägten gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Dabei beleuchtet sie einerseits die Schwierigkeiten, die mit pädagogischen Innovationen verbunden sind und diese mitunter auch verunmöglichen, zeigt aber auch Wege auf, die zu schulspezifischen medienpädagogischen Konzepten führen können. Ihr Text ermutigt insofern, als sie den Waldorfkollegien ein hohes Maß an medienpädagogischer Kompetenz attestiert.
Franz Glaw zeigt an zahlreichen erprobten Beispielen, wie sich aus den klassischen pädagogischen Angeboten der Waldorf-Oberstufe eine Fülle von digital gestützten Gestaltungstätigkeiten ergibt. Dabei wird deutlich, wie die Waldorfschule dazu beitragen kann, dass Heranwachsende nicht Medienknechte, sondern Medienmeister werden.
Eine Kernaufgabe der Waldorfpädagogik liegt darin, Heranwachsenden zu einem Grundverständnis der sie umgebenden Technik zu verhelfen. Robert Neumann bezieht in seinem Aufsatz diesen pädagogischen Auftrag auf das Verständnis von Algorithmen, die einen wichtigen Teil der uns umgebenden Technik ausmachen. Das Interessante ist hier: Programmieren lernt man zunächst am besten ohne Computer!
Elke Dillmann geht in ihrem Beitrag der Frage nach, welche pädagogischen Aufgaben sich aus dem Wust von »Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lüge« ergeben, die sich uns via Internet täglich mitteilen.
In der Waldorfpädagogik wird bekanntermaßen großer Wert auf die konkrete Gestaltung der Lernumgebung gelegt. Ulrike Sievers gibt eine Fülle von Anregungen dazu, wie Raum und Zeit auch im »Fernlernraum« des digital gestützten Distanzunterrichts pädagogisch gegriffen werden können.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Florian Stille
PS: Das Journal für Waldorfpädagogik hat eine neue E-Mail-Adresse,
unter der Sie uns erreichen können: jfw@lehrerseminar-forschung.de
Inhalt
MEDIENPÄDAGOGIK
ZUR WALDORFPÄDAGOGIK
AUS DEM BUNDESVORSTAND
AUS DER PÄDAGOGISCHEN FORSCHUNGSSTELLE
INFORMATIONEN
LEBENSBILDER
BUCHBESPRECHUNGEN
Titel | Journal für Waldorfpädagogik 02 - März 2021 |
---|---|
Untertitel | Sonderthema: Medienpädagogik |
Verlag | Bund der Feien Waldorfschulen |
Ausstattung | |
Umfang | 148 Seiten |
Format | 14,8 x 21 cm |