Die Bedeutung von Lyrik in Bildungsprozessen der frühen Adoleszenz

Untertitel: Empirische Untersuchung in Achten Klassen an Freien waldorfschulen
Status: abgeschlossen
Startdatum:
Enddatum: 01.07.2011
Projektverantwortliche: Handwerk, Hanne

In ihrer Arbeit geht die Verfasserin der Frage nach, ob und inwieweit durch die waldorfspezifische Lyrikrezeption Bildungsbewegungen angestoßen werden, die sich als feine Veränderung der gesamten Habitusformation, der Individuation und des Selbstentwurfs von Heranwachsenden niederschlagen können. Grundlage der empirischen Untersuchung sind Interviews, die die Verfasserin mit 13- bis 15-Jährigen an vier Waldorfschulen geführt hat.

In den einleitenden Kapiteln des Buches wird die Bedeutung der Lyrik im Lehrplan und in der Unterrichtspraxis der Waldorfschulen in den Klassen 1 bis 8 bei der chorischen Rezitation, beim Aufsagen von Gedichten und Zeugnissprüchen und bei dem spontanen Verfassen eigener Gedichte aufgezeigt. In dem Kapitel »Adoleszenz und Waldorfpädagogik« skizziert die Verfasserin knapp und treffend die Grundzüge der anthroposophischen Menschenkunde dieses Alters. In der Auswertung der Schülerinterviews kommt Handwerk zu dem Ergebnis, dass in den Fallbeispielen durch den Umgang mit Lyrik ein »qualitativer Sprung individueller Selbst- und Weltbezüge« erkennbar wird. Im Anhang des Buches sind die Interviews im Wortlaut abgedruckt, so dass sich der Leser ein anschauliches Bild

machen kann. Der große Erfahrungsschatz, über den die Autorin als langjährige Klassenlehrerin an Waldorfschulen verfügt, bereichert die Untersuchung, ohne deren Objektivität je zu beeinträchtigen. Eine besondere Qualität der Arbeit besteht darin, dass die Autorin ein waldorfspezifisches Thema souverän im Kontext der erziehungswissenschaftlichen Forschung behandelt. Durch diese Vernetzung stellt das Buch eine wertvolle Hilfe dar für das Gespräch zwischen Waldorfpädagogik und Erziehungswissenschaft, eine Hilfe auch für Studenten, die sich mit Waldorfpädagogik beschäftigen wollen.

Rezension von Malte Schuchhardt, Erziehungskunst Juli 2011