Biographische Profile ostdeutscher Lehrkräfte

Untertitel: Am Beispiel der Freien Waldorfschulen
Status: abgeschlossen
Startdatum:
Projektträger: Universität Bielefeld
Projektverantwortliche: Fiedler, Helmut

Die Studie untersucht Motive und Motivkonstellationen, die Menschen, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind, dazu veranlasst haben, den Beruf des Waldorflehrers zu wählen. Sie arbeitet mit Fallstudien auf der Basis von 20 autobiographisch-narrativen Interviews, die mit der sog. dokumentarischen Methode ausgewertet worden sind, d.h. es handelt sich um eine qualitative Untersuchung. Im Zentrum des Interesses stehen die Sichtweisen und eigenen Deutungen der befragten Waldorflehrer.

Bei den Waldorflehrern, die auf eine erste, explorative Befragung geantwortet haben, handelt es sich um ostdeutsche Lehrer, langjährig an einer Waldorfschule arbeiten und diese entscheidend mittragen. Diese Auswahl liegt dann auch den Fallstudien zugrunde.

In erster Linie war es die Begegnung mit Menschen, die die Lehrer auf die berufliche Perspektive des Waldorflehrers aufmerksam machte, durch sie wurden Fragen und ein weitergehendes Interesse ausgelöst. Die Antworten machten deutlich, dass es sich um Menschen handelt, die auf der Suche nach einem neuen Weltbild waren, u. a. deswegen, weil sie das vorherrschende als „geistlos“ empfunden hatten. Die Wende 1989/90 beschleunigte diese vorher schon vorhandene Suche.

Es ist vor allem das Erlebnis von Freiheit, das die Lehrer mit ihrem neuen Tätigkeitsfeld in der Waldorfschule verbinden.

Geld oder eine sichere Stellung spielten bei der Berufswahl keine Rolle, vielmehr war es den meisten wichtig, dass das Kind im Mittelpunkt der Waldorfpädagogik steht und sie im Rahmen einer sozialen Gemeinschaft tätig sind, die nicht von einem Direktor bestimmt wird.

Aus den biographischen Verläufen wird deutlich – so das Fazit der Studie – dass die Befragten aktiv mit den Herausforderungen der Wende umgegangen sind und den Umbruch als Chance für ihre biographische Entwicklung nutzen konnten. Die Forschung bescheinigt so den ostdeutschen Waldorflehrern eine beachtliche Veränderungskompetenz.

Als Ressourcen, auf deren Basis, dies gelingen konnte, werden Offenheit, Religiosität, Idealismus, Orientierung auf den anderen Menschen sowie häufig die Arbeit an der eigenen Biographie herausgearbeitet. Alle befragten Waldorflehrer waren dem Milieu der sog. Postmaterialisten nach der Sinus-Milieu-Einteilung zuzurechnen.  

Die Ergebnisse dieser Studie wurden in einer gleichnamigen Publikation veröffentlicht.

Die Studie wurde als Dissertation im Fach Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld erstellt.