Schriftspracherwerb in der Waldorfpädagogik

Status: laufend
Startdatum: 01.07.2020
Enddatum: 31.07.2023
Projektträger: Pädagogische Forschungsstelle Stuttgart , Verein zur Förderung der Freien Hochschule Stuttgart e.V
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Tomáš Zdražil , Dr. Susanne Speckenbach

Nach den erfolgreich durchgeführten Jubiläumsveranstaltungen von „Waldorf100“ und vor allem den 100 Jahren des Bestehens von Waldorfschulen geht es in den kommenden Jahren um die Weiterentwicklung ihrer Pädagogik, Erneuerung der methodischen, didaktischen und curricularen Aspekte sowie die Anpassung an entsprechende aktuelle gesellschaftlichen Entwicklungen (bspw. Digitalisierung).

Es besteht seit Jahren, z. T. seit Jahrzehnten, ein erheblicher Bedarf an forschungsbasierter Weiterentwicklung hinsichtlich der zukünftigen Methodik und Didaktik der wesentlichen Unterrichtsfächer, sowohl hinsichtlich der Inhalte wie auch der didaktischen Konzepte. Ein zentraler Hintergrund der didaktischen Entwicklung und Begründung aller Unterrichtsfächer und –tätigkeiten ist heute die Digitalisierung der Gesellschaft und des kindlichen Alltags. Es geht darum, die Unterrichtsansätze (Methodik und Didaktik) der praktizierenden Waldorflehrer zu reflektieren, kreativ aus den aktuellen Wahrnehmungen der Schüler zu entwerfen und vor dem Hintergrund der Digitalisierungs- und Medienwirkungsforschung wie auch im Dialog mit anderen methodischen und didaktischen Ansätzen zu begründen.

Die Schrift ist eine wichtige Kulturtechnik, die sich zur Grundlage und zum Instrument des kulturellen Lebens entwickelt und die menschliche Konstitution nachhaltig geprägt hat. Seitdem sich das maschinelle Schreiben, insbesondere das PC-gestützte Schreiben und die intensive Nutzung digitaler Medien, immer mehr verbreiten, stehen wir im Hinblick auf die Handschrift in einer Umbruchphase, wobei über Vor- oder Nachteile der Handschrift im Vergleich zum Tastaturschreiben intensiv geforscht und diskutiert wird. Dabei wird der zunehmende Gebrauch digitaler Medien zum einen als Gefahr für die Handschrift gesehen und vor deren Aussterben gewarnt. Zum anderen wird diskutiert, dass die Lernenden die angenommenen Vorteile des Handschreibens verlieren, etwa Inhalte besser verarbeiten zu können. Eine Meta-Analyse der Forschungsergebnisse zeigt, dass es auf die Schlüsselfrage nach den Vor- oder Nachteilen der Handschrift im Vergleich zum Tastaturschreiben keine eindeutige Antwort gibt. Es gibt allerdings deutliche Hinweise darauf, dass das Schreiben mit der Hand zu besseren Gedächtnisleistungen führt und sich positiv auf die Entwicklung feinmotorischer und kognitiver Fähigkeiten auswirkt.

Es besteht eine Notwendigkeit, die waldorfpädagogische Methodik des Schriftspracherwerbs in ihren theoretischen Grundlagen und ihrer praktizierten Umsetzung im Kontext der aktuellen Diskurse, Terminologien und Forschungsansätze neu zu erarbeiten und darzustellen. 

In enger Zusammenarbeit mit ausgewählten KlassenlehrerInnen und Schulen sollen die hierzu passenden Forschungsansätze zur Schreibund Lesekultur eingeführt, praktiziert und evaluiert werden. In diesem Zusammenhang ist ein zentrales Anliegen des Projektes eine Herausarbeitung und Veröffentlichung von verschiedenen Best Practice-Beispiele.