Die Entwicklung narrativer Kompetenz in expositorischen und exploratorischen Lernsituationen

Untertitel: Eine Untersuchung zur Lernprogression im Geschichtsunterricht
Status: abgeschlossen
Startdatum: 01.11.2015
Enddatum: 31.12.2017
Projektträger: Pädagogische Forschungsstelle Stuttgart
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Michael Zech

Es wird untersucht, wie sich bei den Schülerinnen und Schülern narrative Kompetenz an unterschiedlichen Schultypen und unter unterschiedlichen Unterrichtsmethoden entfaltet

Die Kompetenzorientierung der Lehrpläne hat zu einer intensiven Diskussion geführt, welche Kompetenzen das eigentliche Proprium des Faches Geschichte ausmachen. Mittlerweise besteht Konsens darüber, dass im Geschichtsunterricht vor allem narrative Kompetenz gefördert und gefordert werden soll. Sie lässt sich als anthropologische Konstante bezeichnen, ist also auch im außerschulischen Bereich von zentraler Bedeutung. Die Fähigkeit, die eigene Lebensgeschichte erzählen, sowie Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit in einen sinnvollen, handlungsorientierenden Zusammenhang bringen zu können, hat lebensdienliche Funktion, sodass es sich um eine Kompetenz im eigentlichen Sinne des Wortes handelt. Dazu sind nicht nur Erinnerungen und Wissen notwendig, sondern auch die sinnvolle Verknüpfung von Ereignissen und schließlich der Umgang mit verschiedenen Zeitkonzepten, die in der fachdidaktischen Diskussion wie auch in der schulischen Praxis eine wesentlich gewichtigere Rolle spielen müssten, als es bisher der Fall ist.

Historisches Denken und Geschichtsbewusstsein sind auf Narrativität angewiesen. Wie bei den Zeitkonzepten handelt es sich um selbstreferentielle Konstruktion von Wirklichkeit, die gesellschaftlich gerahmt werden. Narrative Kompetenz ist ein wesentlicher Baustein des narrativen Konstruktivismus, der als theoretische Grundlage des Projekts dient.  Er hat insofern lerntheoretische Konsequenzen, als er exploratorische Lernsituationen gleichberechtigt neben expositorische stellt. Um die Entwicklung narrativer Kompetenz erheben zu können, wird sie in ein Kompetenzstrukturmodell überführt. Seine Kategorien dienen dazu, Essays zu kodieren, die Schülerinnen und Schülern verschiedener lerngruppen und jahrgangsstufen jeweils am Anfang, am Ende und etwa sechs Wochen nach einer Unterrichtsreihe schreiben. Auf diese Art und Weise kann festgestellt werden, wie sich die narrative Kompetenz in einer Klasse entwickelt und ob es alters- und genderspezifische Unterschiede gibt. Die Unterrichtsreihen sollen jeweils entweder expositorisch oder exploratorisch fokussiert sein, um vergleichen zu können. Interessant ist, ob schwächere Schülerinnen und Schüler in einem der beiden Unterrichtsstile erfolgreicher lernen als stärkere. Außerdem werden die Reihen über Benotungskriterien, Materialien und Fragestellungen auf den Faktor Zeit ausgerichtet.

 

Das Projekt wird an mehreren Schulen in NRW durchgeführt. Unter anderem soll der Geschichtsunterricht an Waldorfschulen erläutert und in für die Gesamtergebnisse des Forschungsprojekts kommentiert werde.